Charles II stellt sich vor

Prunk, Protz und Macht – Stichworte, die sich aufdrängen, wenn man an die längst vergangene Ära der Stuart-Monarchie denkt. Wirft man jedoch einen Blick in die Geschichtsbücher, eröffnen sich ganz andere Seiten. Ein Bürgerkrieg, die Flucht des jungen Königs, seine triumphale Rückkehr, Intrigen und Verschwörungen am Hof – all das und vieles mehr war Realität im Leben Charles’ II. Diese Sektion beleuchtet die historischen Hintergründe und wagt einen Blick hinter die prunkvolle Fassade. Wer war Charles II? Welche Ereignisse prägten seine Regierungszeit? Und welche Folgen hatten die damals schwelenden Konflikte?

 

 

Killing a King

Francoys van Beusekom, Die Hinrichtung von Charles I, ca. 1650 (Kat. Nr. 1.1)

Ein neuer Kopf, ein neuer König. Nominell folgte Charles II seinem Vater Charles I im Januar 1649 nach, nachdem dieser als Hochverräter verurteilt und enthauptet worden war. Von einer Machtübernahme konnte jedoch keinesfalls die Rede sein.

England erlebte in den 1640er Jahren einen Machtkampf zwischen den Anhängern des Königs und des Parlaments. Der daraus resultierende Bürgerkrieg gipfelte in der Exekution des Königs. Nur in Schottland wurde sein Sohn Charles als neuer König anerkannt und 1651 gekrönt, während in England das Parlament die Macht übernahm.

Der hier gezeigte Stich schildert die Ereignisse des Jahres 1649 aus königstreuer Perspektive. Im Zentrum der unteren Bildhälfte steht das Banqueting House von Whitehall Palace, der große Festsaal des königlichen Palastes in London. Vor dem Gebäude hat sich eine große Menschenmenge versammelt und verfolgt gespannt die Hinrichtung von Charles I. Blutstrahlen schießen aus seinem Körper hervor, von dem soeben der Kopf abgetrennt wurde. Der Henker präsentiert das Haupt den Schaulustigen.

Die obere Hälfte des Stichs deutet das Geschehen als Märtyrertod. Der Körper des Königs ist in einer altarähnlichen Architektur aufgebahrt. Darüber bekrönt ein großes Porträt Charlesʼ I wie ein Heiligenbild die Szene.

Ein Stich, der den toten König in solcher Weise feierte, durfte damals in England nicht hergestellt werden. Die Beschriftung der Szenen deutet darauf hin, dass die Graphik in Holland (vermutlich in Amsterdam) entstand.

– K. He.

 

Die königliche Eiche

Stich von Charles II dessen Porträt in einem Eichenbaum erscheint, flankiert von drei Kronen.
Peter Stent, Charles II mit der königlichen Eiche, ca. 1660–1665 (Kat. Nr. 1.2)

Nach der Hinrichtung von Charles I hielt sich sein Sohn Charles II vorwiegend im Exil in Den Haag auf. 1650/51 versuchte er, von Schottland aus den Thron zurückzuerobern. Der Einmarsch in England scheiterte am 3. September 1651 in der Schlacht von Worcester, bei der Oliver Cromwells neu aufgestellte Armee die Royalisten endgültig besiegte.  Infolge seiner Niederlage floh Charles vor den parlamentarischen Truppen. Er musste sich in den Ästen einer Eiche verstecken, während Cromwells Truppen den ganzen Wald durchkämmten.

Dieser Stich weist auf die Geschichte der Rettung von Charles II in der Baumkrone hin. In der Mitte des Blattes befindet sich ein Eichbaum, den ein Schriftband als „königliche Eiche“ auszeichnet. Im Laubwerk erscheint das von drei Kronen umgebene Brustbild Charlesʼ II. Die Kronen stehen für die drei Königreiche England, Irland und Schottland, die der König später zurückgewonnen hat. Nach seiner Thronbesteigung erzählte Charles gerne die Geschichte seiner Flucht und baute sie zur Legende von seiner wundersamen Rettung aus.

– A. Mo.

 

Endlich nach Hause!

Stich von einem Bankett für Charles II in The Hague.
Pierre Philippe nach Jacob Toornvliet, Feierliches Bankett für Charles II im Mauritshuis in Den Haag am 30.5.1660 (Kat. Nr. 1.3)

Alles in allem verbrachte Charles II über zehn Jahre im Exil – davon viele Jahre am französischen Königshof, dem seine Mutter Henrietta Maria entstammte. In der letzten Zeit seines Exils hielt Charles sich in Den Haag auf. Dort konnte er ebenfalls auf familiäre Unterstützung zählen, denn seine verwitwete Schwester Mary lebte in Den Haag. Sie war mit dem Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande verheiratet gewesen.

“Long as my exile, sweet as my revenge!”
(William Shakespeare, Coriolanus, Act 5, Scene 3)

Nach dem Tod Oliver Cromwells, der England ab 1653 als Lord Protector regiert hatte, zeichnete sich für Charles ab 1658 die Chance ab, sein Königreich wiederzugewinnen. Im Mai 1660 lud das englische Parlament ihn ein, nach London zurückzukehren. Der Stich zeigt das Bankett, das in Den Haag am Abend vor seiner Abreise veranstaltet wurde. Am Kopf des Tisches thront auf der rechten Bildseite Charles II unter einem Baldachin, umgeben von Mitgliedern seiner Familie. Vertreter der Generalstaaten der Niederlande sitzen an dem anschließenden waagerechten Tisch. Der Stich vermittelt einen Eindruck vom damaligen höfischen Zeremoniell und hält zugleich den historischen Moment fest, in dem die langen Exiljahre Charlesʼ II zu Ende gingen.

– F. vdDi. 

Femke van den Dijssel spricht über die familiären Beziehungen, die Charles II im Exil unterstützten.

 

 

Die Restauration der Monarchie

Stich von Charles II der in voller Rüstung auf einem Pferd sitzt.
Nach Elias Küsel, Reiterbildnis Charlesʼ II, 1660 (Kat. Nr. 1.4)

Dieser Stich wurde kurz nach der Exilrückkehr Charlesʼ II veröffentlicht und präsentiert ihn (laut Bildunterschrift) als König von England, Schottland und Irland. Um die Graphik möglichst rasch auf den Markt werfen zu können, ließ der Verleger eine bereits existierende Vorlage überarbeiten. Pikanterweise stellte dieser von Elias Küsel entworfene Stich ursprünglich Oliver Cromwell dar, den Erzfeind Charlesʼ II, der während des Bürgerkriegs die Opposition gegen König Charles I angeführt hatte.

Statt Oliver Cromwell zeigt der Stich nun ein Reiterporträt von Charles II. In der oberen rechten Ecke schweben zwei kleine Engel, die das Wappen des Königs halten. Außer dem Wappen und dem Kopf des Reiters hat sich an der Vorlage so gut wie nichts geändert. Der Schweif des Pferdes wurde jedoch verlängert, um die Signatur von Küsel als Stecher der Originalversion zu verbergen.

Die Graphik entstand vermutlich in Paris. Die Inschrift in französischer Sprache verweist auf Charlesʼ Verwandtschaft mit dem französischen Königshaus durch seine Mutter Henrietta Maria, eine Schwester König Ludwigs XIII.

– A. Mo.

Anastasia Monastyrskaya spricht über die Restauration der Monarchie in England.

 

 

Long live the King!

König Charles II in Herrschaftskleidung mit Hermelinmantel, Reichsapfel, Krone und Zepter.
John Michael Wright, Charles II, ca. 1671–1676 (Kat. Nr. 1.5)

Nach der Rückkehr von Charles II aus dem Exil fand am 23. April 1661 eine aufwendige Krönungszeremonie statt, die bis ins Detail ausgearbeitet war. Das Porträt zeigt den auf dem Thron sitzenden König, der über der Ordenskleidung des Hosenbandordens die Parlamentsrobe trägt. Sein Kopf ist mit der Staatskrone geschmückt.

Nach der Hinrichtung von Charles I war die Königskrone vom Parlament verkauft worden, so dass für Charles II eine neue Krone angefertigt werden musste, die genau wie die vorherige aussah. Auch Reichsapfel und Szepter wurden für die Krönung neu geschaffen. John Michael Wright hat diese Krönungsinsignien im Porträt sehr getreu wiedergegeben. Charles II trägt auch das Staatsschwert und die Ordenskette des Hosenbandordens mit dem Heiligen Georg. Der symmetrische Aufbau des Porträts erinnert an Darstellungen früherer englischer Monarchen und soll den Fortbestand der königlichen Familie betonen.

Man könnte annehmen, dass das Gemälde kurz nach der Krönung des Königs im Jahre 1661 geschaffen wurde, doch gibt es Grund für Zweifel. Die bauschige Perücke kam erst in den 1670er Jahren in Mode, und die juwelenbesetzten Schuhschnallen sind charakteristisch für einen Modetrend des Jahres 1666. Es ist nicht bekannt, aus welchem Anlass das Gemälde entstand, wo es ausgestellt wurde und ob es vom König selbst in Auftrag gegeben wurde. Möglicherweise bestellte es der Goldschmied Robert Vyner, der die Krönungsinsignien angefertigt hatte.

– A. Mo.

 

She is (not) the one

Miniatur der Königin Catherine in ovaler, goldener Rahmung.
Samuel Cooper, Catherine of Braganza, Miniatur, ca. 1662 (Kat. Nr. 1.6)

Catherine of Braganza war eine portugiesische Prinzessin und Tochter von King John IV of Portugal. Charles II heiratete sie im Mai 1662 vor allem aus wirtschaftlichen Interessen, da ihr eine große Mitgift zugesagt worden war. Die nicht vollständig ausgearbeitete Porträtminiatur entstand kurz nach Catherines Ankunft in England und zeigt die Königin bereits in der damaligen englischen Mode, die im Vergleich zum portugiesischen Kleidungsstil deutlich weniger hochgeschlossen war.

Charles II zog seiner Frau von Anfang an seine Mätressen vor. Catherines Macht bei Hof war begrenzt, da es ihr nicht gelang, den erwünschten Erben zu gebären. Zudem gehörte sie als Katholikin einer kleinen religiösen Minderheit an. Trotzdem nahm sie ab den späten 1660er Jahren die Förderung der katholischen Barockkultur auf, wodurch sie kulturellen Einfluss gewann. So protegierte sie katholische, aus Italien stammende Maler wie Benedetto Gennari und Antonio Verrio, die bald eine führende Rolle bei Hofe spielten.

Ebenso einflussreich war Catherine auf dem Gebiet der Musik. Sie beschäftigte italienische Musiker von höchstem Niveau in ihrer Kapelle, die somit zu einem Ort wurde, an dem man die beste Kirchenmusik im kontinentaleuropäischen Stil hören konnte. Auf diese Weise warb sie gewissermaßen musikalisch für den Katholizismus. So konnte sich Catherine als Andersgläubige, die keinen Erben gebar, dennoch am Hof Anerkennung verschaffen.

– A. Mo.

 

Außenpolitische Konflikte

Seenlandschaft mit rauchenden, brennenden Schiffen.
Willem van de Velde d. J., ‘Holmes’s Bonfire’: Ein Anschlag auf holländische Handelsschiffe im August 1666, datiert 1676 (Kat. Nr. 1.7)

Als Seemacht stand England quasi zwangsläufig in einem Konkurrenzverhältnis zu den Niederlanden. Bereits zur Zeit des Commonwealth hatte 1652–1654 der Erste Englisch-Niederländische Seekrieg stattgefunden. Durch ein großzügiges Geschenk  zur Thronbesteigung von Charles II suchten die Niederlande 1660 das Klima zu verbessern – doch vergebens. Auch unter Charles II setzten sich die Konflikte fort und führten zu zwei Kriegen in den Jahren 1665–1667 und 1672–1674. Das Oberkommando lag bei James, dem jüngeren Bruder des Königs, den Charles 1660 zum Lord High Admiral ernannt hatte.

“Hell is empty and all the devils are here”
(William Shakespeare, The Tempest, Act 1, Scene 2)

Nach Abschluss des Dritten Englisch-Niederländischen Seekriegs beauftragte James 1675 zwei niederländische Marinemaler (Willem van de Velde den Älteren und den Jüngeren), zwölf wichtige Episoden aus diesen Kriegen darzustellen. Das hier gezeigte Gemälde stammt von Willem van de Velde dem Jüngeren und ist inschriftlich auf das Jahr 1676 datiert. Es zeigt ein Ereignis, das als ‚Holmes’s Bonfire‘ in die Geschichte einging: Unter Leitung von Sir Robert Holmes attackierten die Briten bei den westfriesischen Inseln Vlieland und Terschelling eine Flotte von ca. 170 holländischen Handelsschiffen, von denen über 100 in Flammen aufgingen. Obwohl dies an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschah, hat der Maler beide Ereignisse in einem Bild zusammengezogen. Gewinner schreiben und manipulieren Geschichte. Pikanterweise bediente sich der Auftraggeber dabei eines Künstlers, der selbst der unterlegenen Nation angehörte.

– K. He.

 

Glaubenskonflikte

Matthew Turner, A True Narrative of the Horrid Hellish Popish-Plot, 1682 (Kat. Nr. 1.8)

Nicht erst seit dem 21. Jahrhundert gibt es Verschwörungstheorien. Bereits Titus Oates, ein von der Kirche und der Gesellschaft Verstoßener, nutzte die Technik der Lüge, um Ansehen und Einfluss zu gewinnen. Die bereits vorhandenen Religionskonflikte zwischen Protestanten und Katholiken erleichterten es ihm, sich mit seinen Verschwörungstheorien Gehör zu verschaffen. Durch die Behauptung, ein katholisches Komplott („Popish Plot“) beabsichtige die Ermordung des Königs und die Rekatholisierung Englands, gewann Oates 1678 sogar Zugang zu Charles II und durfte Gemächer im königlichen Palast beziehen. Doch sollte er sich in seinem Lügenkonstrukt selbst verstricken und dadurch schneller als erwartet wieder auf den Boden der Tatsachen gelangen. Charles II entlarvte und verurteilte den Verleumder, der sogar die Königin beschuldigt hatte, Teil der Verschwörung zu sein.

Die hier gezeigte Graphik setzt sich satirisch mit dem „Popish Plot“ auseinander und versucht dadurch, Aufklärung zu betreiben. Die hierbei verwendeten biblischen Vergleiche, wie beispielsweise die Parallelisierung von Oates und Judas, sollen bei der Einordnung der Tatsachen helfen. Letztlich endete Titus Oates wie er begann, als Verstoßener.

– K. He.

 

Thou shalt have no other Gods before me

Robert White, The Royal Gift of Healing, 1684 (Kat. Nr. 1.9)

Viele Monarchen der Frühen Neuzeit fühlten sich durch ihre angebliche göttliche Begnadung befähigt, Untertanen durch Handauflegen zu heilen. Charles II knüpfte an die Tradition seiner Amtsvorgänger an, indem er das sogenannte „touching for the king’s evil“ praktizierte. Mit „king’s evil“ war dabei Hauttuberkulose gemeint. Durch die Berührung des Herrschers sollte wie durch Gottes Hand eine Heilung der Betroffenen erfolgen und die Verehrung seiner Persönlichkeit gestärkt werden. Charles II präsentierte sich gewissermaßen als britischer Heiland und unterstrich damit seine „gottgegebene“ Macht. Ein bei der Zeremonie verwendetes „Touch Piece“, meist eine Goldmünze, verstärkte den Anreiz für die Erkrankten, an dem Ritual teilzunehmen, da sie die Münze anschließend behalten durften.

Die Graphik zeigt, wie Charles II im Beisein von Geistlichen und Hofleuten Kranke empfängt. Demütig kniet ein Heilungssuchender vor ihm nieder. Der König bildet das Zentrum der Komposition und wird durch einen Baldachin besonders hervorgehoben. Die zahlreichen bewaffneten Wachen unterstreichen die Macht des Herrschers. Die Darstellung spiegelt somit das Selbstbild des Königs wider.

– K. He.

 

Auf dem Sterbebett

Ovale Totenmaske mit Gesichtsabdruck von Charles II.
Unbekannter Künstler, Totenmaske Charlesʼ II, 1685
(Kat. Nr. 1.10)

In der Nacht zum 2. Februar 1685 erlitt der bis dahin gesunde, erst 54jährige König einen Schlaganfall. Charles soll einen grauenvollen Schrei ausgerufen haben, bevor er zusammenbrach. Er wurde vier Tage lang von Ärzten mit den damaligen Behandlungsmethoden therapiert. Als er noch bei Bewusstsein war, ließ er seinen Bruder James und einen katholischen Priester zu sich bestellen. Auf dem Sterbebett konvertierte der bislang anglikanische König zum Katholizismus. Der Priester gewährte ihm die letzte Ölung und vollzog damit einen römisch-katholischen Ritus.

“We are time’s subjects, and time bids be gone”
(William Shakespeare, Henry IV, Act 1, Scene 3)

Am darauf folgenden Morgen, dem 6. Februar, verstarb Charles II.

Die Gipsmaske vermittelt einen Eindruck vom Aussehen des Königs kurz nach seinem Tod. Charles II wurde ohne öffentliche Aufbahrung in der Londoner Westminster Abbey beigesetzt, wo bereits seine Amtsvorgänger begraben lagen. Sein Grab trug über 200 Jahre lang keinen Namen. Er blieb dem Volk trotzdem im Gedächtnis als „merry King Charles“, als Inkarnation der Lebensfreude und als derjenige, dem es gelungen war, den üppigen barocken Lebensstil für kurze Zeit nach England zu holen.

– F. vdDi.

 

Der unbeliebte Nachfolger

Ganzkörperporträt von James II Duke of York.
Sir Peter Lely, James II als Duke of York, 1665–1670
(Kat. Nr. 1.11)

Da aus der Ehe von Charles II und Catherine of Braganza keine Kinder hervorgingen, stellte sich bereits lange vor Charlesʼ Tod die Nachfolgefrage. Es zeichnete sich ab, dass sein jüngerer Bruder James, der Herzog von York, den Thron besteigen würde. James hatte als Lord High Admiral militärische Verdienste erworben (vgl. Kat. Nr. 1.7.), war aber zum Katholizismus übergetreten, was viele Zeitgenossen befremdete. Der „Popish Plot“ war nicht zuletzt auch ein Versuch, Katholiken in Verruf zu bringen, um James von der Thronfolge ausschließen zu können. Als protestantische Alternative stand ein unehelicher Sohn des Königs bereit: James Scott, 1st Duke of Monmouth. Charles selbst unterstützte jedoch die Ansprüche seines Bruders, so dass dieser 1685 als James II die Nachfolge antrat.

Jamesʼ Politik kam in der protestantischen bzw. anglikanischen Bevölkerung nicht gut an. Unter anderem war es ihm ein wichtiges Anliegen, die Freiheiten von Katholiken zu stärken und ihre Einflussmöglichkeiten zu fördern. Das Fass zum Überlaufen brachte aber erst die Geburt eines Thronfolgers. Nachdem Jamesʼ ebenfalls katholische Gemahlin Mary of Modena lange Zeit kinderlos geblieben war, brachte sie am 10. Juni 1688 einen männlichen Erben zur Welt: James Francis Edward Stuart. Damit stand die Gefahr im Raum, dass England künftig dauerhaft von Katholiken regiert werde.

Sieben hochrangige englische Protestanten forderten daraufhin William of Orange zum Eingreifen auf. Nachdem William mit seinen Truppen im November 1688 in England einmarschiert war, floh James II nach Frankreich, suchte aber in den folgenden Jahren immer wieder seinen Thron zurückzugewinnen.

– F. vdDi.

 

Glorious Revolution?

Porträt von Prince William of Orange auf einem Schimmel während der Invasion Englands durch die Niederlanden.
Jan Wyck, William III landet am 5. November 1688 in Brixham, Torbay, ca. 1688/89 (Kat. Nr. 1.12)

William of Orange (der spätere englische König William III) präsentiert sich hier hoch zu Ross vor der Kulisse des Atlantik, auf dem es vor Schiffen nur so wimmelt. Am 5. November 1688 war er mit seinen Truppen in der Bucht von Torbay im Südwesten Englands gelandet. Offiziell wollte er den Briten nur helfen, sich von der „tyrannischen“ Herrschaft Jamesʼ II zu befreien, doch verfolgte er auch handfeste eigene Interessen. Der in den Niederlanden aufgewachsene William war ein Enkel des englischen Königs Charles I und zudem verheiratet mit Mary, der ältesten Tochter von James II. Insofern besaßen beide einen Anspruch auf den englischen Thron und waren als Protestanten aus Sicht vieler Briten besser für die Regierung des Landes geeignet als der katholische Monarch.

Am 11. April 1689 wurden William III und Mary II gemeinsam gekrönt. Zum ersten und bisher einzigen Mal in der britischen Geschichte bekamen ein Mann und eine Frau gemeinsam die höchste Macht im Staat übertragen. Obwohl Marys Anrecht auf den Thron stärker war als Williams, verzichtete sie jedoch auf eine aktive politische Rolle. Nur in Williams Abwesenheit übernahm sie gelegentlich die Regierungsgeschäfte. Bei ihrer Krönung mussten die beiden schwören, dass sie „nach den vom Parlament beschlossenen Statuten“ regieren würden. Zuvor hatte noch kein englischer König eine solche Einschränkung seiner Machtfülle durch das Parlament akzeptiert. England war von nun an eine konstitutionelle Monarchie.

Der Mangel an legitimen Nachkommen Charlesʼ II und die Auseinandersetzungen um seine Nachfolge führten letztlich zu einem epochalen Umbruch in der Geschichte Englands. Im Nachhinein wurden diese Ereignisse zur „Glorious Revolution“ verklärt, die fast ohne Blutvergießen erfolgt sei. Allerdings musste William III in den folgenden Jahren immer wieder Kriege führen, um auch Schottland und Irland unter seine Kontrolle zu bringen und die Anhänger des exilierten Königs James II endgültig zu besiegen.

– F. vdDi.

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